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Genügsamkeit befreit vom Luxus-Stress unserer westlichen Kultur – ich lasse mir an Gottes
Gnade genügen und komme darin zur Ruhe. (Ulrike)
Es gibt Menschen, die es als genügsam empfinden, dass ich in einer Alphütte ohne Strom
und fliessend Wasser lebe und mit Holz heize. Für mich aber ist dies noch nicht genügsam.
Ich wollte das so und habe es mir so gesucht.
Genügsam ist für mein Empfinden eine Frucht. Sie entsteht in einem Prozess, der vielleicht
auch schmerzvoll ist. Wenn sie dann entsteht, tröstet sie das Herz und die Seele. In meinem
Fall z.B. die Rhetorik. Das kann ich nicht gut, aber mit der Zeit entstand Genügsamkeit.
Gott gibt mir, was ich brauche, ich kann mir auch Hilfe holen bei Menschen ,die es kön-
nen, es ist gut so wie es ist. Ich bin abhängig und es genügt mir, wie es Gott führt. (Fida)
Was fällt mir zum Thema Genügsamkeit ein? Zum Beispiel weniger Autofahren. Beim
Einkauf eher in der niedrigeren Preiskategorie wählen.Wieder neu zufrieden sein mit der
Mietwohnung, die wir im Ruhestand haben, und dabei (möglichst ohne Neid) auf die
eigenen Häuser von lieben Mitmenschen schauen. Aber auch, dass es gar nicht so leicht ist,
im Advent und besonders in der Fastenzeit (möglichst!) auf Alkohol zu verzichten. Auch
beim Kleiderkauf, die günstigeren Klamotten nehmen. (Gerhard)
Ich habe Freunde, die auf ein sicheres Einkommen verzichten und ihrer Berufung im
Dienst für Jesus folgen. Daraus ergibt sich, dass sie manchmal einfach auch wenig haben
und sie sehen es als spirituellen Weg, im Vertrauen auf Jesus und in Abhängigkeit zu ihm,
zu leben. Außerdem ist es für sie ein erstrebenswerter ethischer Wert mit Viel oder Wenig
auskommen zu können und in gewisser Weise auch Freiheit. (Karin)
In der schwedischen Sprache gibt es das schöne Wort "lagom", das sich nicht direkt über-
setzen lässt, aber eine positive Grundbedeutung hat. Umschrieben werden könnte es mit
"gerade ausreichend", "genau passend", "nicht zu viel und nicht zu wenig". So könnten das
Sommerwetter im Urlaub, meine Essensportionen und mein Tagesverlauf lagom sein. Ich
bin nicht anspruchlos und gleichgültig, aber zufrieden und dankbar dafür. Diese Grund-
haltung kommt der Genügsamkeit doch sehr nahe, nicht wahr? (Johannes)
Bei einem christlichen Gabentest kam bei mir unter Anderem „Freiwillige Armut“ zum
Vorschein. Offenbar fällt es mir leicht, auf vieles zu verzichten. Ja, ich muss es gar nicht
entbehren, es fehlt mir nicht, ich bin froh wie der „Hans im Glück“, wenn ich den Gold-
klumpen los bin… Es macht mein Leben einfacher, wenn ich genügsam bin. Und ich bin
dankbar für alles, das mir dadurch geschenkt wird. Es fühlt sich an wie überfliessendes
Leben. (Reto)
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